Charles Ramuz durchläuft mühelos den Werdegang eines perfekten kleinen Waadtländers aus kleinbürgerlicher Familie. Die Schule und der Umgang mit seinen Mitschülern öffnen ihm die Welt der Literatur. Als fleissiger und brillanter Schüler absolviert er das kantonale Klassische Kollegium und Klassische Gymnasium, bevor er Rechtswissenschaften und dann klassische Literatur studiert. Zu dieser Ausbildung kommen die protestantische religiöse Erziehung, die Mitgliedschaft im Kadettenkorps, der Militärdienst (Ramuz ist Korporal der Infanterie) und die Kameradschaft der Studentenverbindung Zofingia hinzu. Als Mitglied einer kleinbürgerlichen städtischen Familie lebt er in einer Welt des Unter-sich-Bleibens: intellektuell, liberal (häufig), patriotisch (ein wenig), religiös (scheinbar) und männlich (stets). Als Schriftsteller legt er Wert darauf, seine Unabhängigkeit von allen ideologischen, religiösen und politischen Vereinnahmungen zu bewahren. Dennoch haben den Jungen die von seinen Eltern und ihrem Milieu vermittelten Werte tief geprägt.
Ich wurde als Ramuz geboren, nichts weiter.
Journal, 7. Juni 1918
Man hat mich nach meinem Namen beurteilt. Ich glaube, niemand hat mich je gekannt, und bis jetzt hat niemand geahnt, wer ich war.
Unterschrift
Französischprüfung von C. F. Ramuz, literarischer Aufsatz «Camille et Chimène se rencontrant dans le royaume des esprits se racontent l’histoire de leurs amours» (1 Doppelblatt), 4. Juli 1894
Collection C. F. Ramuz, CLSR, CH 000225-8 P068-D-15-13
Reproduktion: Laurent Dubois