Der Bildungsroman Vie de Samuel Belet (1913) ist in der ersten Person geschrieben. Der etwa 60-jährige Ich-Erzähler Samuel schildert seine Geschichte und zeichnet so sein ganzes, von Prüfungen und Enttäuschungen geprägtes Leben nach. 1840 in der ländlichen Waadt geboren, arbeitet er als Knecht, Notariatsgehilfe, Zimmermann in Savoyen und Handlanger in Paris, bevor er in die Schweiz zurückkehrt und heiratet. Nach dem Tod seiner Frau und ihres Sohns zieht er wieder in sein Heimatdorf. Von zahlreichen Misserfolgen und Trauerfällen gezeichnet, findet Samuel schliesslich am Genfersee eine gewisse Ruhe. Sie gründet auf seiner Entscheidung, der Lebensqualität und der ruhigen Beziehung zu Welt und Umwelt den Vorzug vor materiellem Besitz zu geben, in dem er nie sein Glück zu finden vermochte. In die Gemeinschaft integriert und mit seinem Leben im Reinen, blickt er voller Demut auf seinen Werdegang zurück und sucht nach Worten, um ihn mit anderen zu teilen. Er ist von der aufklärerischen Fähigkeit des Schreibens überzeugt, das ihm einen neuen und ehrlichen Blick auf sein Leben, seine Taten und seine Gefühle verschafft.
Ich schüttelte den Kopf wie ein Pferd, wenn Fliegen es umschwirren. Und ich bemühte mich, den Dingen und nicht diesen Ideen in mir ins Auge zu sehen.
Vie de Samuel Belet, 1913
Unterschrift
Umschlag eines Notizhefts für Vie de Samuel Belet, um 1912
Collection C. F. Ramuz, BCUL, IS 5905/1/1/23/2
Reproduktion: Naomi Wenger