Auf ein weisses Blatt Papier schrieb Ramuz einen Geburtstagsbrief an seinen Enkel, genannt «Monsieur Paul». Rund um einen kurzen Text in blauer Tinte zeichnete er zehn Kreise, die das Wort «bec» (Küsschen) enthalten.

Monsieur Paul reiste mit dem 2-Uhr-Zug ab. Er ist jetzt sieben Monate alt. Er ist ganz in eine Art grossen weissen Burnus mit Kapuze gehüllt, weil es sehr kalt wird. Ich begleitete ihn zum Bahnhof. Er liegt in den Armen seiner Nanny, und ich dachte, er würde erschrecken oder zumindest überrascht sein von dem chaotischen Hin und Her auf diesen Bahnsteigen, wo sich die Massen mit grossem Lärm drängen, zu dem noch das Getöse der rangierenden Lokomotiven und das Kreischen der in den Bahnhof einfahrenden Züge hinzukommen: doch ganz und gar nicht. Er scheint kaum an dem Spektakel interessiert zu sein. Er führt sein eigenes kleines Leben und seinen Traum weiter, mit dem Daumen im Mund; er ist weiterhin, was er ist: herrlich unabhängig.

Journal, Dezember 1940

Unterschrift

Brief von C. F. Ramuz an seinen Enkel Guido Olivieri, 28.Mai 1943

Collection C. F. Ramuz

BCUL, IS 5905/3/1/24

Reproduktion: Naomi Wenger